Nicht nur, wenn eine Immobilie verkauft werden soll, ist der aktuelle Verkehrswert bedeutend. Auch für die Bewilligung von Krediten, bei anstehenden Modernisierungen oder Vermietungen kann dieser eine Rolle spielen. In die Berechnung des Verkehrswertes spielen viele Faktoren hinein. Welche das sind und mit welchen Verfahren Sie den Verkehrswert Ihrer Immobilie ermitteln können, das erfahren Sie hier.
Der aktuelle Verkehrswert: eine Momentaufnahme
Für eine schnelle Online-Verkehrswert-Berechnung wird meistens eine kurze Immobilienbeschreibung, das Baujahr und die grobe Lage des Gebäudes benötigt. Eine solche Kurzanalyse kann einen ersten guten Richtwert ergeben, für eine exakte Berechnung reichen Kurzprogramme jedoch nicht aus.
Der aktuelle Verkehrswert einer Immobilie wird durch viele unterschiedliche Faktoren beeinflusst, wie Modernisierungen, regelmäßige Renovierungsmaßnahmen und individuelle Besonderheiten. Diese können baulicher Art sein, beispielsweise Erker oder eine ungewöhnliche Aufteilung der Räume.
Auch die Lage der Immobilie bestimmt ihren Wert. Besonders entscheidend ist die Nachfrage – und diese ist auch von politischen und wirtschaftlichen Bedingungen abhängig. Letztlich ist der Verkehrswert einer Immobilie immer auch eine Momentaufnahme.
Wann haben Sie Ihre Immobilie das letzte Mal durch einen Gutachter bewerten lassen?
Verkehrswert einer Immobilie – Bedeutung
Also der Betrag, den das Gebäude aktuell auf dem Immobilienmarkt erzielen könnte. Die Betonung liegt auf “könnte”, denn der tatsächliche Kaufbetrag kann stark vom Verkehrswert abweichen und ist von individuellen und situativen Faktoren abhängig wie der Käufernachfrage oder der Arbeitsmarktsituation in einer Region.
So kann die Kaufsumme weit über dem eigentlichen Verkehrswert liegen, wenn die Nachfrage nach Immobilien in einer Region groß ist, das Angebot aber äußerst gering. Dies ist besonders in beliebten Stadtteilen der Fall.
Andererseits ist es auch möglich, dass der erzielte Kaufpreis deutlich unter dem ermittelten Marktwert liegt. Dies kann im Rahmen von Zwangsversteigerungen der Fall sein.
Warum Sie den Verkehrswert Ihrer Immobilie kennen sollten
Grundsätzlich ist es hilfreich zu wissen, wie viel eine Immobilie auf dem aktuellen Markt wert ist. In erster Linie natürlich dann, wenn Sie vorhaben, Ihr Haus zu verkaufen. Gründe für eine Wertermittlung können sein:
In einigen Fällen ist es hilfreich, den Verkehrswert durch einen Gutachter erstellen zu lassen. Das kann ein Architekt mit einer Zusatzqualifikation oder auch ein zertifizierter Makler sein.
Verkehrswert berechnen: Wertermittlungsverfahren
Der Verkehrswert kann mithilfe verschiedener Wertermittlungsverfahren berechnet werden. Welches Verfahren sich im Einzelfall eignet, hängt von der Gebäudeart und von der Nutzung ab. Die drei gängigen Verfahren im Überblick:
Eine einfache Rechenformel ist für eine gute Verkehrswertermittlung ungeeignet. Laut Wertermittlungsverordnung muss immer die aktuelle und regionale Marktsituation mit in die Berechnung einfließen. Je mehr Angaben Sie zu Ihrer Immobilie machen können, desto genauer lässt sich der realistische Marktwert ableiten.
Der Gutachter sollte mit dem regionalen Immobilienmarkt vertraut sein und im besten Fall Vergleichsobjekte benennen können. Bei gerichtlichen Auseinandersetzungen, beispielsweise bei einem Scheidungs- oder Erbschaftsverfahren, muss die Wertermittlung von professioneller Seite durchgeführt werden. Der Gutachter erstellt ein schriftliches Wertgutachten, dieses ist kostenpflichtig.
Für eine umfassende Berechnung müssen die Lage und der Gebäudezustand analysiert und das Grundstück begutachtet werden. Bei Mietshäusern spielt auch die Mietsituation eine Rolle. Wichtige Dokumente wie Grundrisse, der Grundbuchauszug und der Energieausweis sollten in jedem Fall vorliegen.
Verkehrswert berechnen: Lage und Zustand des Gebäudes
Bestimmte Merkmale des Gebäudes wirken sich wertsteigernd oder wertmindernd aus. Diese sind im Folgenden:
Verkehrswert berechnen: Das Grundstück
Neben der Immobilie beeinflusst das Grundstück den Wert entscheidend mit. Bei Altbauten stellt sich häufig die Frage, ob es sich lohnt, das Gebäude zu sanieren. In einigen Fällen sind ein Abriss und ein Neubau interessant.
Beim Grundstück spielt neben der Größe vor allem die Lage eine Rolle. Auch die Tatsache, ob das Grundstück eben ist oder ob es sich um eine Hanglage handelt, bestimmt den Marktwert mit.
Verkehrswert berechnen: Vermietungen
Handelt es sich um ein Mietobjekt oder sind Wohneinheiten der Immobilie vermietet, dann muss dies ebenfalls in die Berechnung einfließen. Die Details des Mietvertrags, die Länge des Mietverhältnisses und die Höhe der Mieten spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Nötige Dokumente zur Berechnung des Verkehrswertes
Wenn Sie den Verkehrswert Ihrer Immobilie bestimmen lassen möchten, sollten Sie die folgende Unterlagen bereit halten:
Bei Eigentumswohnungen und Teileigentum benötigen Sie zusätzlich:
Das Vergleichswertverfahren
Bei dieser Art der Wertermittlung werden Verkaufspreise vergleichbarer Immobilien herangezogen. Die Vergleichsimmobilien sollten in der Gebäudeart, dem Baujahr, dem Zustand und auch der Lage deutliche Gemeinsamkeiten aufweisen.
Auf der Basis dieses Vergleichs lässt sich der zu erwartende Verkehrswert ableiten. Je mehr Vergleichsimmobilien vorhanden sind, desto genauer ist die Aussagekraft der Wertermittlung. Eine Übersicht über vergleichbare Gebäude inklusive der Verkaufspreise (Preisspiegel) können beim örtlichen Bauamt angefordert werden.
Als besonders wichtige Faktoren im Vergleichswertverfahren gelten die bauliche Substanz, die Wohnfläche und die besondere Lage. Zur Lage zählt auch die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und die Nähe zu Schulen, Kitas, Einkaufsmöglichkeiten oder Parkflächen.
Das Vergleichswertverfahren eignet sich insbesondere für Eigentumswohnungen in größeren Wohnanlagen und für Reihenhäuser in Reihenhaussiedlungen. Außerdem ist das Verfahren zur Wertermittlung von unbebauten Baugrundstücken geeignet. Ist ein Grundstück erst einmal bebaut, dann ist ein Vergleich deutlich schwieriger und ungenauer, da sich die Gebäude stark unterscheiden.
Das Sachwertverfahren
Dieses Verfahren ist genauer als das Vergleichswertverfahren, jedoch deutlich aufwendiger. Hier wird das Gebäude unabhängig vom Grundstück bewertet. Das Verfahren dient häufig zur Wertermittlung von Ein- oder Zweifamilienhäusern und eignet sich für Doppelhäuser oder freistehende Immobilien gleichermaßen.
Der Gebäudewert ergibt sich unter anderem durch folgende Faktoren:
Das Ertragswertverfahren
Das Ertragswertverfahren wird insbesondere bei größeren Mietobjekten und bei Gewerbeobjekten eingesetzt. Kurz: für die Wertermittlung von Gebäuden, die in erster Linie als Kapitalanlage genutzt werden.
Die Berechnung folgt ähnlichen Kriterien wie beim Sachwertverfahren. Sowohl das Baugrundstück (Bodenwert) als auch der Immobilienwert (Gebäudeertragswert) werden unabhängig voneinander ermittelt.
In den Gebäudeertragswert fließen die erwartbaren Mieteinnahmen und sämtliche Kosten mit ein. Hierzu zählen alle Kosten, die für die Bewirtschaftung und die Instandhaltung der Immobilie erforderlich sind, und die Jahresnettokaltmiete. Das Ertragswertverfahren ist sehr komplex und wird in der Regel von Experten durchgeführt.
Wer erstellt das Wertgutachten?
Für eine umfassende und exakte Berechnung sollten Sie Ihre Immobilie durch einen Experten begutachten lassen. Häufig wird der eigentliche Marktwert eines Gebäudes oder eines Baugrundstücks vom Eigentümer über- oder unterschätzt.
Ein professionelles Gutachten berücksichtigt sämtliche Aspekte, auch solche Faktoren, die dem Eigentümer zunächst als nebensächlich erscheinen. Auch für spätere Preisverhandlungen gegenüber den Käufern ist ein Expertengutachten hilfreich. Letztlich gibt es auch dem Käufer ein hohes Maß an Sicherheit darüber, dass der angesetzte Kaufpreis auch wirklich gerechtfertigt ist.
Das Gutachten kann von folgenden Personen und Institutionen erstellt werden:
Vermieterwelt-Tipp
Als Eigentümer einer Immobilie sollten Sie sich regelmäßig mit dem Verkehrswert befassen. Oft macht es Sinn, diesen zumindest einmalig durch einen professionellen Gutachter bestimmen zu lassen. Der Gutachter kann direkt auf Daten zu Vergleichsobjekten und auf aktuelle Bodenrichtwerte zurückzugreifen. Zusätzlich hat er einen umfassenden Überblick über das Angebot und die spezielle Nachfrage in Ihrer Region.
Bedenken Sie immer, dass das Gutachten nur den aktuellen Marktwert abbildet. Wenn Sie Änderungen an Ihrer Immobilie vornehmen oder sich die Lage vor Ort ändert, beispielsweise durch eine bessere Anbindung, dann wirken sich diese unmittelbar auf den Wert Ihrer Immobilie aus.
Behalten Sie den Immobilienmarkt im Blick und sich informieren Sie sich über die Kaufpreise und Angebote in Ihrer Gegend. So haben Sie jederzeit eine ungefähre Vorstellung darüber, was Ihre Immobilie wert ist. Dies ist relativ einfach über Immobilienportale möglich. Sie sollten allerdings bedenken, dass es sich dort um Angebote und nicht um die tatsächlichen Kaufpreise handelt. Eine genauere Möglichkeit ist der Immobilienpreisindex. Die Übersicht zu behalten, ist nicht nur hilfreich, wenn Sie an einen Verkauf denken, sondern auch für Sie als Vermieter. Letztlich ist auch die Miete Teil des Verkehrswertes.
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